Skymarschalls bei der Interflug?

[joschie99]

Gab es auf Flügen der Interflug sog. "Skymarschalls"? (bewaffnete Flugbegleiter)

Um zum Beispiel ein Flugzeug im Falle einer Bombendrohung oder einer Flugzeugentführung zu schützen.

Welche Rolle spielte wenn, dabei die Diensteinheit IX der Deutschen Volkspolizei oder die Hauptabteilung XXII des MfS?

[EA-Henning]

Die gab es. Es gab ja auch im Ostblock Entführungen. Und es gab Tote. Daraus hat man offensichtlich gelernt. Ob diese Leute regelmässig an Bord waren, ist unbekannt.

[joschie99]

Von meinem Opa weis ich nur das es so etwas in den Siebzigern bei der Aeroflot gab. Die müssen auch ziemlich auffällig schon vor dem offiziellen Boarding in der Maschine gesessen haben.

Beikleidet mit offenen Jackett, wo jeder vermuten konnte dass ein Colt darunter versteckt war.

Damals hat es ja mehrere Entführungen im Raum Jerewan Richtung Türkei gegeben!

[EA-Henning]

Das begann bei den sowjets etwa anfang der 1970er Jahren. Da ist eine entführte TU-104 abgestürtzt.

[joschie99]

So früh bereits!

Bei uns wurden ja auch mal Versuche unternommen An-24 auf Inlandsflügen zu entführen.

[EA-Henning]

Auch IL-18.

[joschie99]

Stimmt wurde woanders schon einmal besprochen! Am 10. Januar 1980 eine IL-18 auf dem Flug von Erfurt nach Berlin-Schönefeld.

[Kilo Mike Sierra]

Ja, es gab die sogenannten Flugsicherheitsbegleiter des MfS an Bord bestimmter Interflug-Flüge bis 1989.

Diese nicht zahlenden Passagiere auf ihren Stammplätzen (u.a. ganz hinten am Mittelgang) hatten den Befehl nicht aufzufallen, taten es aber manchmal doch. Im Grunde genommen hätten sie auch einen steifen Hut mit dunkler Sonnenbrille tragen können, dann wären sie mit ihrem ungewöhnlichen "Duellköfferchen" auf den Knien viel weniger aufgefallen.

Ich kann dazu im Moment leider nicht viel mehr Details beitragen, da ich gerade unterwegs bin.

[joschie99]

Als Urlauber getarnt, wäre die doch bestimmt besser inkoknito z. B. bei Flügen ans Schwarze Meer gewesen.

[Kilo Mike Sierra]

Sie waren "getarnt", aber sie fielen halt doch irgendwie auf. Entweder war es die Kleidung, die nicht zu all den anderen Urlaubern passte oder es war ihr Verhalten. So sah man die Herren mit ihrem ominösen Köfferchen in der Hand meist zusammen mit der Besatzung über das Vorfeld schreiten, damit sie vor dem Einsteigen der anderen Passagieren bereits die ihnen zugewiesenen Sitzplätze einnehmen konnten. Sehr clever war das mit dem privilegierten Pre-Boarding natürlich nicht, lag aber wohl daran, daß Interflug lange Zeit keine Platzbuchungen vornahm. So hätten sich die Mitarbeiter dieses zuständigen Organs mit all den anderen Passagieren um den ihnen anbefohlenen Sitzplatz balgen müssen.

Es wurde immer wieder gern erzählt, wie eine Stewardess einen dieser Flugsicherheitsbegleiter einmal unfreiwillig auffliegen ließ. Dieser war von einem Mitreisenden gebeten worden, doch seinen Sitzplatz mit ihm zu tauschen, damit er (der echte Passagier) neben seiner Frau sitzen könne. Darauf war der Kollege von Achim Detjen jedoch nicht vorbereitet und ignorierte stur die wiederholt vorgetragene Bitte des Passagiers. Dieser wandte sich schließlich hilfesuchend an eine Stewardess, die auch sofort vermittelnd in die Situation eingreifen wollte. Als sie jedoch sah, wessen Sitzplatz da zur Debatte stand, fiel ihr nichts besseres ein, als zu sagen "Oh, das geht nicht. Dieser Herr ist leider dienstlich verhindert."
Dann schauten alle, die das gehört hatten, zuerst auf den Herrn und dann auf sein sonderbares Köfferchen. Der Herr jedoch schaute gequält gelangweilt zur Seite...

Ähnliche Situationen dürften immer wieder einmal vorgekommen sein.