Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

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Kilo Mike Sierra
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Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 6. Jan 2011, 16:07

Nach weniger als zehn Jahren Ermittlungsarbeit ist nun endlich der Untersuchungsbericht zum spektakulär unnötigen Unfall der Crossair SAAB 2000 auf dem Sonderlandeplatz Werneuchen fertig geworden.
Völlig neue Erkenntnisse stehen in dem Dokument eigentlich nicht, doch die Brandenburgische Landesluftfahrtbehörde verfügt jetzt über ein spätes, aber offizielles Armutszeugnis.
Der Flugplatzhalter hatte von der Landesluftfahrtbehörde die Genehmigung erhalten :shock: , als Sicherungsmaßnahme gegen unbefugtes Betreten des Flugplatzes :lol: , einen Erdwall von maximal vier Meter Höhe im Bereich des westlichen Endes der ehemaligen Militärpiste zu errichten. Zusätzlich war ein weiterer ca. 70 cm hoher Erdwall aus festem Lehmboden ca. 235 m westlich der Landebahnschwelle der Piste 08 in einem Abstand von etwa 770 m vom westlichen Ende der ehemaligen Militärpiste über die gesamte Breite der Piste aufgeschüttet worden.


Man könnte meinen, lustige Erdwälle* quer über extrem falsch markierte Landebahnen sowie falsches Kartenmaterial gäbe es nur in Afrika.
Auch die zwei beteiligten Lotsen der Berliner Flugsicherung sowie der mit dem mobilen Werneuchener Flugplatz-Telefon auf Reisen gegangene Vereinsvorsitzende sahen an diesem 10. Juli 2002 nicht besonders gut aus. Obwohl sie der gleichen Muttersprache mächtig waren, gelang es ihnen leider nicht, flugrelevante Informationen auszutauschen. Immerhin hat der Vereinsvorsitzende es redlich versucht. Ihm war möglicherweise klar, daß ein Anflug auf die Landebahn 08 für einen platzunkundigen Piloten gefährlich werden würde.

*) Wie kann man nur auf die Idee kommen, völlig unnötige ortsfeste Hindernisse auf oder in unmittelbarer Nähe einer Start- und Landebahn zu errichten oder sogar zu genehmigen?!

Auf dem gut einen Monat vor dem Unfall aufgenommenen Google Earth Luftbild kann man den Erdwall auf der Piste (Koordinaten 52°37'53.02"N 13°45'42.29"E) und die zwei lächerlich kleinen und blassen "Sperrkreuze" westlich davon gut ausmachen. Diese nicht ICAO-konformen Markierungen sind nur für Fußgänger erkennbar, nicht aber für Piloten im Anflug.

Ich erinnere mich, daß die Crossair damals die Brandenburgische Luftfahrtbehörde auf Schadenersatz für den Totalverlust der HB-IZY verklagen wollte. Weiß jemand, ob dieses Verfahren noch läuft oder wie es augegangen ist?
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Thomas

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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 6. Jan 2011, 17:01

Ich habe schon damals meinen Kopf geschüttelt über derartige Maßnahmen, und mein Kopf ist recht groß!
Ich weiss gar nicht, was mit dem Flugzeug wurde? Jedenfalls gab es ähnliches auch in Eisenach.

EInmal in zwei Jahren findet dort am Flugplatz eine Messe für Kommunaltechnik statt. Dabei wird auch ein Teil der RWy benutzt für diesen Zweck. Die Startbahn würde verkürzt auf 900 Meter. Wenn da mal ein Pilot einen winzigen Fehler macht, kommt es zur Katastrophe.
Mit Werneuchen hat das gemeinsam, das hier ebenfalls ein Hindernis in der Landezone ist. Gerade die Start- oder Landephase ist bei jedem Flug die kritischste.
Demopark-2007_16062007_Nr--1_M-Wolff_W.jpg
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 6. Jan 2011, 17:35

Man kann das schon machen, allerdings nur, wenn die Veränderung korrekt, eindeutig und sichtbar markiert wird. Um Überraschungen* auszuschließen, muß das Ganze auch offiziell und sachlich richtig publiziert werden.

*) Überraschungen kurz vor der Landebahn sind nie gut.
Bei dem bekannten Unfall des A320 am Flugplatz von Mulhouse-Habsheim ging die Besatzung ja auch davon aus, die beiden tiefen Überflüge über der langen Betonpiste ausführen zu sollen. Als sie dann auf Sichtweite an den Flugplatz herankamen, stellten sie fest, daß die Flugveranstaltung entlang der etwas anders ausgerichteten Graspiste durchgeführt wurde.
Am Ende der ursprünglich anvisierten Betonpiste stand jedenfalls kein Wald...


Die SAAB 2000 der Crossair hat längere Zeit in Werneuchen auf dem Bauch gelegen und ist dann (wenn ich mich richtig erinnere) nach England verkauft worden.
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Thomas

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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 6. Jan 2011, 17:42

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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Do 6. Jan 2011, 18:41

EDGE-Henning hat geschrieben: ... eine Messe für Kommunaltechnik statt. Dabei wird auch ein Teil der RWy benutzt für diesen Zweck. Die Startbahn würde verkürzt auf 900 Meter. Wenn da mal ein Pilot einen winzigen Fehler macht ...

In diesem Zustand wird die RWY noch von Fliegern benutzt ? Bild
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 6. Jan 2011, 18:46

Ja, zwar nur von Echo-Klasse sowie MU-2 (nach Verlängerung auf 1100 Meter) und Do-28D-G92, aber immerhin ist das auch nicht ohne.
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Nebules » Do 6. Jan 2011, 21:39

Auf der DFS Seite über Flugverläufe (Stanly Track) von und nach Tegel sind die Flugplätze Werneuchen und Straußberg sogar noch besonders gekennzeichnet. Ich dachte auch nicht, dass Werneuchen noch in Betrieb sei. Teilweise abe doch noch.
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Romeo Victor » Fr 7. Jan 2011, 22:39

Werneuchen ist ein ganz normaler Landeplatz, wie 100 andere in Deutschland auch. Der BFU Bericht läßt bei mir einige Fragen offen. An diesem Landeplatz fand normaler GAT Verkehr statt, teilweise nur mit Sondererlaubnis - wann zu welcher Zeit, weiß ich nicht mehr. Meine Frage wäre, da der Platz nur unter VFR Bedingungen anzufliegen war, wann und wo erfolgte der Wechsel von IFR zu VFR und das bei diesen Wetterbedingungen. Keiner, weder der Pilot noch der Lotse war auf der INFO Frequenz von Werneuchen. VFR Verkehr musste sich auch nicht bei FIS Berlin melden - es hätte also auch zu einem Zusammenstoß in der Luft mit einem anderen VFR Flieger kommen können, da ja die Crossair nicht auf der INFO Frequenz sich angemeldet hatte. Auf der heute gültigen AIP VFR Seite ist nun zumindest vermerkt, wo welche Erdwälle liegen. Auf der Karte selbst kann ich diese nicht erkennen.
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Romeo Victor
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon Romeo Victor » Sa 8. Jan 2011, 09:13

Soweit ich mich richtig erinnern kann, fanden auf dem Landeplatz illegale Autorennen und illegale Landungen statt (in welchem Jahr, ist mir nicht mehr bekannt). Deshalb wurden die Wälle errichtet. Einige Zeit lang gab es nur eine Sondergenehmigung zur Landung für eine spezielle Firma, die im Umkreis von Werneuchen tätig war. Weiterhin fehlt mir im BFU Bericht die Angabe über eventuelle NOTAM zum Flugplatz, die ja Änderungen, Einschränkungen zum Landeplatz beinhaltet haben könnten.
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Re: Ruinierte Landung der Crossair in Werneuchen (2002)

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Sa 8. Jan 2011, 10:14

Es gab wohl auf einigen Flugplätzen, wo die Sowjets waren, noch einige Jahre illegale landungen mit AN-12, IL-76 und AN-22. Das war damals wohl auch ein Thema in den Medien. Aber das mit Erdwällen zu verhindern, würde den Tatbestand "Totschlag" erfüllen.
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