Dienstreisen Vietnam

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KarlPaul
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Di 17. Sep 2013, 16:26

Wenn das so ist und Informationsbedarf besteht, werde ich wohl wieder Arbeitshaltung einnehmen müssen.
Es freut mich besonders, dass sich Sigrid Klein als Hanoifliegerin "geoutet" hat. Vieleicht sind wir uns sogar begegnet und wissen es nicht.

Bevor es weiter geht im Text, einige Antworten und Korrekturen.
Wie zu Karachi schon geschrieben, war das ein riesiger Flughafen mit ständigen Starts und Landungen. Er soll ein wichtiges Drehkreuz für den Verkehr nach Asien wie auch in den pazifischen Raum sein. Es war auch hier wieder so ein Moment, in dem man das Gesehene in der kurzen Zeit gar nicht richtig verarbeiten konnte. An Maschinen dort habe ich neben der B737 besonders die B747 und die DC10 in Erinnerung. Von der B747 war ich logischerweise besonders beeindruckt, da es zu dieser Zeit das größte Passagierflugzeug war (?). Exotisch wirkte die Kennzeichnung der PIA Maschinen (pakistanische Airline) auch mit arabischen Lettern und Streifen in einem eigenartigen Grün. An Maschinen dort aus UdSSR-Produktion kann ich mich nicht erinnern, außer unserer IL62 natürlich. Zu den Zubringerbussen habe ich schon erwähnt, dass die etwas länger, breiter und tiefer waren als der bis dahin bekannte Ikarus. Wie weiterhin schon geschrieben, wechselte in Karachi die Crew. Mit einem japanischen Kleinbus wurde sie ebenfalls von Interflug-Mitarbeitern zum Flieger gebracht. Diese Interflug-Leute waren wohl in Karachi stationiertes Servicepersonal. Interessant wäre zu wissen, ob die nur die beiden wöchentlichen Interflug-Flüge SXF-Hanoi und zurück betreuten oder auch andere östliche Gesellschaften.
Im letzten Bericht schrieb ich zum Flugplatz von Hanoi, dass dort Baracken standen. Das war falsch, es waren massive Flachbauten mit einem grünen, aber schon fast türkisem Anstrich. Statt eines umlaufenden Kofferbandes kam die an den LKW angelehnte Rollenbahn mit nachfolgendem Podest zum Einsatz. Neben Koffern kamen dort von den heimkehrenden Vietnamesen die unmöglichste Gebinde mit netzartigen Verknüpfungen zur Entladung.
Zum Fluglatz an sich, es war eine Start-/Landebahn, an deren Enden zwei größere betonierte Flächen waren, damit die Flieger vor Start und nach Landung drehen konnten. Etwa in der Mitte der Starbahn zweigte ein Rollweg zur Parkposition ab. Ein Tower war nicht zu sehen, dafür aber sehr viel militärisches Gerät sowjetischer Bauart. Neben den Flakgeschützen waren das Radaranlagen auf oder neben LKW. Die Fahrzeuge für den Treibstofftransport gehörten der gleichen Fraktion an, da dieser Flugplatz auch militärisch genutzt wurde.
Zu dem übrigen Flugverkehr dort komme ich, wenn wir nach HCM-Stadt fliegen.
Weiter geht es im nächsten Teil in Hanoi und nach HCM-Stadt.
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Flieger Bernd
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 17. Sep 2013, 19:12

KarlPaul hat geschrieben:
Flieger Bernd hat geschrieben:KarlPaul,
wir werden das sammeln und als Buch binden.

Flieger Bernd, wie darf ich diese Bemerkung verstehen? Sind die Berichte zu langatmig und kommt die Fliegerei etwas zu kurz?


Also lehne ich mich jetzt zurück und warte die Antworten ab.


Nun KarlPaul, da sind schon einige Antworten - alle in meinem Sinne.
Ich habe das wirklich freundlich gemeint .... weitermachen Bild

Ich war auch auf der Strecke unterwegs, mit der IL-18 ....
allerdings flog ich damals mit meinem "RGW-Paß" nur das Teilstück Berlin - Tashkent (ein Tag Pause und zurück).
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Kilo Mike Sierra
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 18. Sep 2013, 10:30

KarlPaul hat damals gut beobachtet. Die Beschreibung des Flughafens Hanoi-Noi Bai ist sehr präzise. Ich bin nie dort gewesen, habe aber einmal in den Karten nachgeschaut.
Inzwischen gibt es dort natürlich einen ordentlichen Tower und auch ein großes neues Passagierterminal sowie eine zweite Start- und Landebahn.

Übrigens haben wir uns hier und da schon einmal mit den Vietnam-Flügen beschäftigt.
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Thomas

Hier könnte ein flotter Spruch stehen.

KarlPaul
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Mi 18. Sep 2013, 13:37

Kilo Mike Siera, vielen Dank für den Tip. Mein "Alter" hatte mir damals auch schon von den IL 18-Flügen erzählt. Wie hatten wir es da doch gut.
Ich weiß nicht, was mich ruhiggestellten Altersteilzeitler anstachelt, wie ein Wilder zu tippen. Nur wenn man einmal dabei ist, blühen die Erinnerungen regelrecht auf und es ist auch für mich persönlich wichtig, doch das ein oder andere für die, die nach mir kommen, festzuhalten.

Nun geht es aber weiter nach Hanoi und in das ehemalige Saigon.

Zurück in den Wolga von Kurt Liebenau. Die Fahrt ging in der Dämmerung durch anfangs ländliches Gebiet. Unser Fahrer musste aufpassen, dass er nicht plötzlich einen LKW oder Radfahrer auf der Kühlerhaube hatte, denn die nahmen es mit der Beleuchtung nicht so genau. Als Häuser konnte man die wenigsten Gebäude bezeichnen. Als am Straßenrand eine mit Palmwedeln bedeckte Hütte auftauchte, sagte mir der Doc, das wäre die Dorfkneipe. Ein paar hundert Meter weiter das Gleiche, das ich mir nun genauer ansehen konnte. Also eine zur Straße hin offenen Hütte mit einer Tranfunzel beleuchtet und darin ein paar Männer auf kleinen Hockern. Viel Spaß, wenn das so weiter geht, waren meine Gedanken. Dann kamen wir auf die Long Bien-Brücke, die den Roten Fluss überquert. Von Franzosen um 1900 gebaut, ca. 2,5 km lang, rechts und links außen eine einspurige Fahrbahn ohne Überholmöglichkeit und in der Mitte ein Eisenbahngleis. Für die Heimreise wird diese Brücke noch mal wichtig sein. In Hanoi angekommen, lieferte uns Kurt Liebenau in der HPA (Handelspolitische Abteilung der Botschaft) ab. Zu seiner Freude durfte sich nun der zuständige Genosse um uns kümmern. Der schleppte uns in seine benachbarte Privatwohnung, in der uns neben seiner Gattin eine noch nie gesehene dicke, fette Kakerlake begrüßte. Für das folgende Gespräch holte der Genosse eine Flasche „Radeberger“, aber nicht für jeden eine, sonder eine für uns drei. Später hat er uns im Hotel „Thang Loi“ einquartiert und wollte alles Weitere mit unseren, nicht zum Empfang erschienenen, Partnern klären. In diesem Hotel nächtigte auch die Interflug-Crew. Insgesamt war das ein sehr raffinierter Bau, auf Stelzen an das Ufer eines Sees gebaut und ganz nett eingerichtet. Auf Anweisung des Genossen sollten wir uns dort im Restaurant verpflegen und bräuchten nur die Rechnung mit Name und Zimmernummer unterschreiben, was auch klappte. Bei späteren Reisen wurde uns dieser Luxus nicht mehr gewährt, da durften wir mit Lien-xos, so nannte man dort die sowjetischen Freunde, und mit z.T. seelisch gestörten, drei Jahre dienenden DDR-Bürgern in einem Camp verbringen. Wir reisten aber auch in dieser Zeit ab und an in das „Thang Loi“, um nach Ankunft einer Interflug-Maschine in Erfahrung zu bringen, in welchem Zimmer die Stewardessen nächtigen, um ihnen mit viel bitte, bitte schon frankierte Post in die Heimat, die sie dann in Berlin in den Kasten werfen konnten, zu übergeben oder unter der Zimmertür durchzuschieben. Herzlichen Dank noch mal an die hilfsbereiten Damen. Am nächsten Tag mussten wir wieder in die HPA zur Klärung einiger Formalitäten antreten. U.a. wollte man unsere Tickets, um für uns den Rückflug zu organisieren. Auf Anraten meines schon erwähnten „Alten“ sollten wir die aber nicht aus der Hand geben, was wir dann zu unserem späteren Glück auch nicht taten. Übrigens waren wir bei den vier Reisen immer nur vier Wochen im Land. Die ersten zwei Wochen hatten wir dann mit unserem Schweinkram im Hanoier Landwirtschaftsministerium und einem nahegelegenen Betrieb zu tun.
Kurz noch zum Hotel. Da wir nur Landeswährung hatten, konnten wir uns das Heinken-Bier im dortigen Inter-Shop auch nur ansehen, bis eines Tages ein Bundesgermane auftauchte und uns ansprach. Also sind wir mit ihm auf seine Bude gerückt und er hat einen Umtrunk spendiert. Da ihm der Doc ordentlich Angst vor den im Hotel umherstreifenden Ratten gemacht hat, kam es noch zu weiteren gemütlichen Abenden. Die Ratten besuchten einen nicht nur auf dem Zimmer. Es kam auch vor, dass sie mal quer durch das Restaurant spazierten. Diese unerlaubte Kontaktaufnahme zu dem edlen Spender sollte uns später im Berliner Landwirtschaftsministerium noch als böses Vergehen angekreidet werden.
Zwei Wochen in Hanoi sind um und wir reisen in den zweiten Betrieb bei HCM-Stadt. Nach Ankunft mit unserem Begleitkommando auf dem Hanoier Flughafen Noi Bai, Formalitäten erledigen und …warten. Irgendwas muss im Flugplan durcheinander gekommen sein. Die bereitstehende Tu 134 nahm uns nicht mit, wir sollten mit einer Maschine fliegen, die in längerer Kürze Hanoi erreichen soll. Nachdem die Tu 134 im Himmel war, kam das Militär aus seinem Versteck und machte mit mehreren MiG 21 Flugübungen. Die letzte MiG war noch nicht richtig gestartet, da kam auch schon unsere Tu 134. Alle raus, Militärtankwagen an das Flugzeug, danach die Reisenden nach HCM-Stadt einsteigen, anschnallen und schon rollte die Kiste wie schon beschrieben Richtung des Wendeplatzes und auf ging es in den Himmel. Ich hatte das Gefühl, dass diese Kiste um einiges steiler als die IL 62 nach oben wollte. Beeindruckend nach dem Start war ein Blick auf das Delta des Roten Flusses und wie sich dann seine rote Last im Meer verteilte. Auffällig an unserer Maschine war, dass einige Sitzplätze nicht in der üblichen Anordnung waren. Diese Sitze waren eher Bänke mit der Rückenlehne an der Rumpfwand, also längs zu Flugrichtung. Warum habe ich mir das gemerkt? Diese Bänke waren mit zuvor von mir nur im TV gesehenen buddhistischen Mönchen besetzt.
Nach ca.2 Stunden Flug in HCM-Stadt angekommen, empfing uns ein recht moderner Flughafen. Aber mit den Sicherheitsbestimmungen nahm man das dort auch nicht so genau. Was in Hanoi die Büffel neben dem Rollfeld waren, war hier ein Radfahrer, der uns beim Ausrollen auf der linken Seite entgegen geradelt kam.
Was es sonst noch flugtechnisch in HCM-Stadt zu sehen gab und die Rückreise in den Norden mit einer sehr interessanten Maschine folgt im nächsten und hoffentlich letzten Teil.
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 18. Sep 2013, 14:51

und hoffentlich letzten Teil.
Hoffentlich nicht!

Waren denn die TU-134 Flugzeuge von Hang Kong Vietnam Airlines?
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Do 19. Sep 2013, 07:07

EA-Henning hat geschrieben:
und hoffentlich letzten Teil.
Hoffentlich nicht!

Waren denn die TU-134 Flugzeuge von Hang Kong Vietnam Airlines?


Ja, die Tu 134, An 26 und auch die im folgenden Bericht erwähnte 4-motorige Maschine gehörten zu Hang Kong Vietnam, auch als Nuoc mam-Airline bezeichnet.
Hier erklärt http://de.wikipedia.org/wiki/Fischsauce Nuoc mam, diese Fischleichensoße, die man pur nicht genießen kann.
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Do 19. Sep 2013, 07:13

Kommen wir nun zum vorletzten Teil meiner Reiseerinnerungen.

Hier möchte ich jetzt die Zeitschiene etwas verlassen und mehr über die Örtlichkeiten berichten, weil ich bei einigen Erlebnissen einfach nicht mehr genau weiß, wann was geschehen ist.

Bei dieser oder einer späteren Ankunft in HCM-Stadt kam unsere Maschine gerade zum Stehen, als bei einer neben uns stehenden An26 die hintere Bugklappe aufging und einige Soldaten im Laufschritt ausstiegen. Wenn die nicht auf dem Weg nach Kambodscha waren. In HCM-Stadt konnten wir diese An 26 noch öfter sehen. Gab es die auch als Passagierversion? Die meisten Inlandflüge, wurden mit dieser Maschine bedient. Ob die auch Hanoi – HCM-Stadt mit Zwischenlandung geflogen sind, weiß ich nicht.
Als wir einmal in HCM-Stadt auf unsere Koffer warteten, war zu sehen, dass sich ein Mechaniker an unserer Maschine zu schaffen machte. Er entfernte ein Teil der Verkleidung vom rechten Triebwerk und nach kurzer Zeit warf er ein Stück Rohr auf den Boden. Eine äußerst vertrauensbildende Maßnahme.
Jetzt fällt mir noch zu Hanoi ein, neben Interflug müssen auch schon 1981 Aeroflot und die tschechischslowakische Gesellschaft dort gelandet sein. Aeroflot anfangs mit der Tu 154, 1983, 86 und 88 konnten wir die IL 86 dort sehen. Auch die die IL 86 startete noch auf der alten Bahn mit ihren Wendeplätzen. Beim Anflug 1983 drehte unsere IL 62 noch eine Platzrunde. Irgendjemand sagte, dass die Piloten sehen wollten, ob die IL 86, die um diese Zeit starten sollte, noch steht oder schon in Startposition ist. Wochen vorher müssen sich Aeroflot und Interflug an dieser Stelle sehr nahe gekommen sein. Die CSSR kam mit der IL 62. 1988 war auch das Terminal schon im Neubau und ich denke, auch schon in Teilnutzung.
Aeroflot flog auch mit der Tu 154 HCM-Stadt an.
Soviel erstmal zur Fliegerei. Untergebracht waren wir mit unserem Tross im Hotel „Cuu Long“, das Jahre zuvor und auch heute wieder „Majestic“ heißt und direkt am Hafen lag, in dem wir 1986 mit der MS „Magdeburg“ festmachten und 20 Eber im Gepäck hatten.
Die nächsten Tage wurde wieder etwas schweinisch Sinnvolles vollbracht.
Vor unserem Abflug in den Süden haben wir aber noch unseren Rückflug gen Heimat gebucht und das Ticket blieb am Mann. In meinem noch vorhandenen Ticket steht der 7.7.81.
Für den Flug zurück in den Norden wollte man uns wohl eine besondere Freude machen. Wir durften reisen wie der amerikanische Präsident, in einer Boing 707, die sicher noch aus dem Bestand der ehemaligen südvietnamesischen Gesellschaft stammte. Im Inneren hat sie sich eigentlich kaum von der IL 62 unterschieden, aber durch die Lage der Triebwerke hörte sich das Ganze doch wesentlich anders an.
1981 kam nun der Tag der Heimreise. Wieder im Hotel in Hanoi warteten wir nun auf die Interflug-Crew, die aber nicht kam. Wie der Buschfunk mitteilte, kam es angeblich in Karachi zu einem Sandsturm, so dass dort nicht gestartet werden konnte. Als die Crew dann kam, nahm sie natürlich die verordnete Ruhepause in Anspruch und der Rückflug sollte ungefähr viele Stunden oder einen Tag (?) später starten. Nachdem die Startzeit so einigermaßen klar war, war unseren vietnamesischen Partnern zu verdeutschen, wann sie mit ihrem Auto, in dem Fall ein GAS 69, vorfahren sollen. Ganz wichtig war nämlich, dass man vor der Interflug-Crew über die schon erwähnte Long Bien-Brücke kommt. Es soll dort mehrfach vorgekommen sein, dass mal eines dieser schlachtreifen Autos auf der Brücke den Geist aufgegeben hat. Da keine Überholmöglichkeit bestand, musste erstmal alles, was vor der defekten Karre fuhr, runter von der Brücke damit dann einer der Traktoren, die an jedem Brückenende stationiert waren, den Patienten bergen konnte. Wäre man bei dem vorherrschenden vietnamesischen Tempo in solch eine Situation gekommen und die Interflug-Crew wäre schon durch gewesen, hätte sich der Aufenthalt um mindestens eine Woche verlängert.
Nun standen wir mit einigen Deutschen und vielen Vietnamesen auf diesem "Feldflugplatz", eine IL 62 stand auch da, nur die Bediener fehlten. Die Vietnamesen begannen aber schon mit der Abfertigung. Sie hatten es wohl eilig. Nachdem wir unsere Bagage los waren, durften die ca. 150 Menschen in einem sehr engem Raum Platz nehmen und warten und noch mal warten. Alle Fenster waren verschlossen und an der Decke quälten sich ein paar wenig Miefquirle durch die zunehmende Hitze. Einige der deutschen Passagiere waren schon dem Durchdrehen nahe. Die Zeit wollte nicht vergehen. Ich fragte den Doc nach der Uhrzeit, worauf er antwortete, es ist um Sechs und wenn du mich in einer halben Stunde noch mal fragst ist es fünf nach Sechs. Irgendwann wurden aber die Türen aufgerissen und es ging zum Flieger. Bitte mich jetzt nicht als Rassisten beschimpfen, aber nachdem wir nun eine halbe Ewigkeit mit den schmatzenden, nasehochziehenden und zwischen den Zehen pulenden Vietnamesen auf engstem Raum saßen, war es eine Freude, den gepflegten und angenehm duftenden Damen im Flieger zu begegnen.
Hier mache ich doch noch eine Pause, aber mit dem nächsten Bericht ist dann endgültig Schluss.
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 19. Sep 2013, 10:51

Bis vor der Wiedervereinigung der beiden vietnamesischen Staaten 1976 gabs es ja 2 jeweilige Staatsunternehmen für Luftfahrt.

In Nordvietnam war das die Hang Kong Vietnam Airlines mit vorwiegend sowjetischen Material und in Südvietnam die Air Vietnam mit vorwiegend u.s.amerikanischem Material.

Trotzdem waren nach meinen oberflächlichen Recherchen 3 Boeing 707-300 bereits bei Hang Kong Vietnam Airlines im Dienst:
Seriennummer: 17929, Kennzeichen: VN-A304
Seriennummer: 18832, Kennzeichen: VN-A305
Seriennummer: 19821, Kennzeichen: VN-B1415

Mit der Wiedervereinigung sollen eine Boeing 707-300 und eine Boeing 727-100 aus Beständen der südvietnamesischen Air Vietnam zur nun gesamtvietnamesischen Vietnam-Airlines gelangt sein.

Ein Flugzeug, VN-A304, ist heute noch in Ho-Chi-Mihn (Saigon) Stadt nahe des Flughafens zu sehen:
Foto der VN-A304 bei Airliners.Net
Foto der VN-A304 bei Jetphotos.Net
VN-A304.kmz
KMZ-Datei zum finden der VN-A304 auf Google-Earth.
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 19. Sep 2013, 10:54

Was mich nebenher interessiert:

1. Wie waren die sanitären Gegebenheiten?

2. Wie war das reagionale Essen?

3. Wie war das Medienangebot, also gab es TV, wie war in etwa das Zeitungs-und Zeitschriftenangebot, wie war das Telefonnetz, was wurde so im Radio gespielt?
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Re: Dienstreisen Vietnam

Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Fr 20. Sep 2013, 07:32

Bevor ich zum letzten Teil meines Berichtes komme, hoffe ich, dass für die meisten Leser etwas Informatives dabei war.
Sollte jedoch jemand der Meinung sein, dass dieser KarlPaul als NSW-Reisekader hier ordentlich auf die Kacke haut, um sich wichtig zu machen, dem muss ich leider erwidern, ich habe mich weder als Reisekader beworben noch hatte ich die Absicht meine Erlebnisse in diesem Forum zu veröffentlichen. In beiden Fällen hat man mich darum gebeten.

EA-Henning hat geschrieben:Was mich nebenher interessiert:
1. Wie waren die sanitären Gegebenheiten?
2. Wie war das reagionale Essen?
3. Wie war das Medienangebot, also gab es TV, wie war in etwa das Zeitungs-und Zeitschriftenangebot, wie war das Telefonnetz, was wurde so im Radio gespielt?


Nun hat EA-Henning schon die nächsten Fragen nachgeladen. Sollte die Beantwortung von allgemeinem Interesse sein, werde ich diese gern wieder etwas ausschweifend mit dem nötigen Drumrum beantworten.
Sollte nur geringes Interesse bestehen, kann die Beantwortung auch per PN erfolgen.
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