Sehr oft wird (völlig zu Recht) behauptet, der Tragflügel der Concorde sei aerodynamisch ausgeklügelt, hochgradig effektiv und habe eine komplexe Form. Fast genauso oft wird dann postuliert, der Flügel der Tu-144 sei im Vergleich zu dem der Concorde sichtbar primitiver und reiche an dessen aerodynamische Qualität nicht heran.

Concorde und Tupolev TU-144 by technikmuseum, on Flickr

Concorde and TU-144 by mmoody_js, on Flickr
Es gibt zum Glück für beide Maschinen offizielle Daten aus erster Hand, so daß man sich selbst ein Bild vom Wahrheitswert dieser Behauptungen machen kann.
Laut einer Publikation von British Aerospace beträgt bei der Concorde das Verhältnis von Auftrieb zu Widerstand 7,3 bei einer Geschwindigkeit von M 2,05.
Der gleiche Parameter wird in einer Beschreibung der Aerodynamik der Tu-144 mit 8,0 bei M 2,2 angegeben.
Dieses Verhältnis von Auftrieb und Widerstand wird auch als Aerodynamische Qualität bezeichnet. Ihr Kehrwert wird als Gleitzahl oder Gleitverhältnis bezeichnet und ist eine Größe, die Segelfliegern bestens vertraut ist.
Aus den beiden angegebenen Werten lassen sich nun interessante Schlußfolgerungen ziehen.
Eines ist auf den ersten Blick erkennbar:
Die aerodynamische Qualität der Tu-144 im Reiseflug ist deutlich höher als die der Concorde. Wer hätte das gedacht.
Durch eine einfache Rechnung läßt sich feststellen, daß die Concorde bei gleicher Flugmasse knapp 10 % mehr Schub als die Tu-144 benötigt, wobei sie dann immer noch ca. 160 km/h langsamer fliegt als die Tu-144.
So primitiv und uneffektiv kann die aerodynamische Auslegung der Tu-144 also nicht gewesen sein, aber man hat es der ganzen Welt mit Erfolg eingetrichtert.