Wie kam man zur Interflug?

Der Betrieb Verkehrsflug der INTERFLUG GmbH war die eigentliche Fluggesellschaft der DDR.

Moderator: Kilo Mike Sierra

IF-DRS
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Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon IF-DRS » Sa 23. Feb 2008, 17:02

Im Gästebuch von ddr-interflug.de gab es folgenden Eintrag:

" ... Ich habe eine Frage. Inwiefern wurden die Piloten und Stewardessen politisch geprueft? Welcher Anteil war Informant fuer das MfS? Die Moeglichkeit in das nicht kapitalistische Ausland zu reisen war sicher sehr begehrt und die IF-Mitarbeiter mussten sicher besonders streng geprueft werden. Wie bekamen sie ihre Stellen uebrigens? Danke fuer jede Information. Den Interflug Fans empfehle ich total einen Flug Peking-Pjongjang mit Air Koryo. Die aussergewohnlichste Flug-Erfahrung die man an dieser Epoche haben kann. ..."

Es gab ja schon einmal einen Thread in dieser Richtung aber nun gibt es noch konkrete Fragen eines Gastes auf der IF-HP. Also ran an die Tastatur. Und nett bleiben ... :wink:

Tino B.
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IF-DRS

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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » So 2. Mär 2008, 17:33

Tino B. hat geschrieben:Im Gästebuch von ddr-interflug.de gab es folgenden ... Also ran an die Tastatur. Und nett bleiben ... :wink:
Tino B.

Na klar bleiben wir hier nett, Tino 8-)

Ich war bei "Firma" IF als kleiner Hansel in der letzten Reihe und versuche mal kurz zu antworten. (Sonst findet sich wohl mal wieder keiner von den "Alten") :!:
Das Personal wurde überprüft und war ständiger Kontrolle unterlegen ...
aber das geschah natürlich möglichst unauffällig! Es wurden wohl die persönlichen Verbindungen ins NSW beobachtet.
Die "Überprüfung" war keine rein politische (das konnte man auf Parteiversammlung und Parteilehrjahr konntrollieren)

Ich z.B. habe keine "Berichte" geschrieben -- weil : Ich war nicht Subjekt
sondern Objekt :-P
Informanten für das MfS gab es bei uns wohl viele (wie ich später hörte, meine "Stasiakte" habe ich nie angefordert ... was solls ... das müsssen die Jungs mit sich selbst ausmachen ) :lol:
"Informanten" sollte man auch unterscheiden -- es gab "freiwillige" und
na eben "gedrängte".
(ich bin niemandem böse, so war eben die Zeit)

Die Flieger haben (wie Diplomaten) ein "Tagegeld" bekommen,
z.B. ein Flug nach Athen brachte 6 US-Dollar (nach Wien gab es nix - der Flug war zu kurz,
("Tagegeld" gab es erst ab 7,5 Stunden Einsatz) deshalb war ich dort auch öfter -- sehr unbeliebt: VIE 16:40), Amsterdamm machte 5 Gulden und Moskau 5 Rubel ... :idea:
Im NSW gab es also "Geld" und man konnte sich ein paar Kleinigkeiten kaufen ... muß ich nicht weiter ausführen - oder ?
Dieses Geld ist eigentlich gedacht für die Versorgung (Essen bei Zwischenlandung) ... hat natürlich niemand gemacht.

Wie bekamen sie ihre Stellen uebrigens?

Diese Stelle im Text verstehe ich nicht so ganz ...
Bitte an den Schreiber noch einmal hier zu texten !
wie ich "meine Stelle" als Navigator bekam kann ich beschreiben ...
das hat mit der Sache zu tun ...

Erklärungsversuch: Die Partei (SED) hat entschieden - wer wird was und darf wohin !
Und jetzt warte ich auf Antworten
:shock:

Da fällt mir ein: Ich noch auf IL-18 (1972 - also vor etwa 100 Jahren) -- für Moskau gab es 3,5 Rubel.
Um sparsam zu bleiben wurde uns das Geld nicht ausgezahlt sondern
wir sollten bei der Zwischenlandung in Moskau essen gehen.
Haben wir auch gemacht -- mit dem Erfolg: Es wurde alles viel teurer und es gab immer mal Verspätung ... Kellner sind eben nicht so fix
Dann gab es wieder "Tagegeld" in bar :-P

Oh je, hab ich mich wohl wieder mal verplauscht :oops: FlieBe.

nix wie weg Bild

Den Interflug Fans empfehle ich total einen Flug Peking-Pjongjang mit Air Koryo. Die aussergewohnlichste Flug-Erfahrung die man an dieser Epoche haben kann. ..."

Damit kann ich nun gaanixx anfangen aber ich hoffe unser Freund wird sich hier noch einmal einfinden :-D
Zuletzt geändert von Flieger Bernd am Mi 5. Mär 2008, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Kilo Mike Sierra
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Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 4. Mär 2008, 02:58

Den Interflug Fans empfehle ich total einen Flug Peking-Pjongjang mit Air Koryo. Die aussergewohnlichste Flug-Erfahrung die man an dieser Epoche haben kann. ..."

Flieger Bernd hat geschrieben:Damit kann ich nun gaanixx anfangen aber ich hoffe unser Freund wird sich hier noch einmal einfinden :-D


Bernd, vielleicht haben ihn die bei dieser Fluggesellschaft angewandten hochwirksamen Feuerlösch-Methoden beeindruckt (siehe hier: Air Koryo fire drill).
Dieses Foto ist auch ein schönes Beispiel für CRM* in Aktion. Alle eilen herbei, obwohl nur ein Rad brennt.
Es ist wirklich erstaunlich, wozu man im Ernstfall einen Pilotenkoffer gebrauchen kann.
Ich muss allerdings eingestehen, dass ich mich nicht so nah an ein brennendes Fahrwerk heranwagen würde. Das ist eindeutig ein Fall für die Flughafen-Feuerwehr, die sich über diese kleine Abwechslung sicher freuen würde.

*) CRM heisst Crew Resource Management. Das gab es damals bei Interflug noch nicht, jedenfalls nicht unter diesem schönen englischen Namen.
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Thomas

Hier könnte ein flotter Spruch stehen.

Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 4. Mär 2008, 19:27

Danke Thomas aber viel schlauer bin ich jetzt auch nicht :oops:
und das die Bremsen in dieser Position heißlaufen ...?
Darüber muß ich mal nachdenken --
Wie hat die crew das überhaupt (Leiter am Cockpit) bemerkt um mit diesem Köfferchen loszutappeln
Nun denn - so ein CRM hatten wir nicht ... und Weiteres schreibe
ich mal nicht -- das geht auf OT :idea:
Zuletzt geändert von Flieger Bernd am Mi 5. Mär 2008, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Flieger Bernd
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Re: Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mi 5. Mär 2008, 18:49

Tino B. hat geschrieben:Im Gästebuch von ddr-interflug.de gab es folgenden Eintrag:
... Moeglichkeit in das nicht kapitalistische Ausland zu reisen war sicher sehr begehrt und die IF-Mitarbeiter mussten sicher besonders streng geprueft
...

Sorry liebe Gemeinde, da habe ich etwas falsch gelesen ...
Entweder weiß der Schreiber nicht , was er schreibt oder es ist
ein Tippfehler eben ein Dreckfuhler ... äh ... Druckfehler :-?
Mein Begehren in das nicht kapitalistische Ausland zu fliegen
hielt sich eigentlich in Grenzen ... Ich war manche Woche 3 mal in Moskau ...
Ein ruhiger Job aber langweilig und brachte nur Rubel aber keine Dollars :-P

Bis später, FlieBe.
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Re: Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon Flugi » Mi 5. Mär 2008, 18:53

Tino B. hat geschrieben:... Wie bekamen sie ihre Stellen uebrigens? Danke Tino B.

... ganz einfach. :wink:
Die meisten haben sich schlicht und einfach beworben. Vom großen Vorteil war, keine so genannte "Westverwandtschaft". Das genau zu überprüfen, war die Aufgabe des MfS. Wenn das MfS abgenickt hatte, war die Sache so gut wie entschieden und man war bei der IF.
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MFG Flugi

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Re: Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mi 5. Mär 2008, 19:23

Flugi hat geschrieben:
Tino B. hat geschrieben:... Wie bekamen sie ihre Stellen uebrigens? Danke Tino B.

... ganz einfach. :wink:
Die meisten haben sich schlicht und einfach beworben. Vom großen Vorteil war, keine so genannte "Westverwandtschaft". Das genau zu überprüfen, war die Aufgabe des MfS. Wenn das MfS abgenickt hatte, war die Sache so gut wie entschieden und man war bei der IF.

Gut geschrieben, Flugi,
das ist erstens richtig -
ich hatte mich auch beworben, (1968 ?)
(später mußten wir "Kader" von der NVA übernehmen weil diese Jungs nicht gut waren ... im Job
Wenige haben es geschafft (bei IF) ... der Rest war nicht zu gebrauchen)

und zum zweiten halbrichtig --
weil ... die Auswahl (wenn man denn angenommen war bei IF für
fliegendes Personal)
für die Bordfunktion erfolgte nicht nur nach Qualifikation (!)
sondern nach ... nun wie soll ich das beschreiben ?? ... Linientreue oder so ... sozialistischem Vorleben ...

Ich will mich hier nicht loben :oops: aber meine Voraussetzungen
(Sportflieger) und meine Leistungen im Studium hätten zum Piloten gereicht... aber ich wurde "nur" Navigator. ...


:roll: , Bernd
Navigator IL-18, TU-134

Nix für ungut aber wenn schon keiner der "Alten" schreibt dann ... bin ich eben drann :-P
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Re: Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon Flugi » Do 6. Mär 2008, 21:54

Flieger Bernd hat geschrieben:... und zum zweiten halbrichtig --
weil ... die Auswahl (wenn man denn angenommen war bei IF für
fliegendes Personal)
für die Bordfunktion erfolgte nicht nur nach Qualifikation (!)
sondern nach ... nun wie soll ich das beschreiben ?? ... Linientreue oder so ... sozialistischem Vorleben ...


... das war ein Kriterium, welches ich stillschweigend vorrausgesetzt hatte. :wink:
Selbstverständlich spielte auch die fachliche Eignung und das berufliche Vorleben eine Rolle.
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Fr 7. Mär 2008, 17:20

Richtig, Flugi
die fachliche Eignung ist sehr wichtig - besonders bei der Fliegerei ...
da kann nicht gemogelt werden ... man macht seinen Job gut oder
fährt zur Hölle.
Und genau das war das Problem -- man brauchte gute Leute und diese
sollten auch noch gute Genossen sein und diese beiden Dinge in einer
Person zu finden war nicht einfach.
Nach 15 Jahren Nav., wurde ich aus der Not heraus (und nach der Fürsprache von meinem Cpt. [Name wird hier nicht genannt])
fürs NSW zugelassen.

aus der Not heraus: Die "Navis" auf der TU-134 waren so wenige,
daß es Probleme gab die Flüge abzudecken ... weiteres in einem
anderen Thema
:evil:


Lieben Gruß an die Gemeinde, FlieBe.

:-D
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Re: Wie kam man zur Interflug?

Ungelesener Beitragvon IF-DRS » So 9. Mär 2008, 19:36

Flieger Bernd hat geschrieben:
Tino B. hat geschrieben:Im Gästebuch von ddr-interflug.de gab es folgenden Eintrag:
... Moeglichkeit in das nicht kapitalistische Ausland zu reisen war sicher sehr begehrt und die IF-Mitarbeiter mussten sicher besonders streng geprueft
...

Sorry liebe Gemeinde, da habe ich etwas falsch gelesen ...
Entweder weiß der Schreiber nicht , was er schreibt oder es ist
ein Tippfehler eben ein Dreckfuhler ... äh ... Druckfehler :-?
FlieBe.


Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. :lol: Ich habe den Text aber 1:1 aus dem Gästebuch übernommen.

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