Wenn wir uns auf die Funkhöhenmesser nicht mehr verlassen können
Verfasst: Do 7. Jan 2021, 18:56
Am 7. Oktober 2020 hat die RTCA einen Forschungsbericht mit dem harmlos klingenden Titel "Bewertung der Auswirkungen von C-Band-Mobilfunkstörungen auf den Betrieb von Radarhöhenmessern mit geringer Reichweite" veröffentlicht.
Beim Lesen haben mir die Haare zu Berge gestanden.
Es geht nicht um irgendwelche Mobilfunkstörungen, sondern um 5G. In den USA wurde im letzten Jahr ein weiteres Frequenzband für die Betreiber von 5G-Mikrowellen-Funknetzen freigegeben. Weitere Länder können jederzeit nachziehen.
Der RTCA-Bericht zeigt auf, daß bei Versuchen mit neun verschiedenen Modellen von Funkhöhenmessern deren Funktion durch 5G-Bodenstationen und 5G-Mobilgeräte gestört werden kann, da die Toleranzen gegenüber Störstrahlungen weit überschritten werden.
Zur Erinnerung: 5G arbeitet mit gepulster(!) Mikrowellenstrahlung, die gebündelt(!) über Richtantennen ausgesendet wird.
Die Forscher weisen darauf hin, daß der sichere Flugbetrieb der zivilen und militärischen Luftfahrt, einschließlich Helicopter-Betrieb, damit in Zukunft in Frage steht. Dem kann man nur zustimmen. Das ist Dynamit.
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung sind automatische Landungen sowie CAT II und III Schlechtwetteranflüge nicht mehr durchführbar, weil das Risiko nicht mehr vertretbar ist.
Selbst mehrfache Redundanz löst das Problem nicht. Eine 747 verfügt über drei Funkhöhenmesser. Doch was nützt das, wenn alle drei den gleichen fehlerhaften Wert anzeigen oder gleichzeitig ausfallen?
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung ist auch kein Verlaß mehr auf das EGPWS. Entweder fällt es ganz aus oder seine Warnungen sind falsch. Das System könnte dann vor einer nicht stattfindenden Bodenannäherung warnen ("Glasberg"), zu spät warnen, oder gar nicht.
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung ist in bestimmten Situationen auch kein Verlaß mehr auf das Kollisionswarnsystem TCAS. So könnt es bei einem erkannten Konflikt im niedrigen Endanflug den Piloten eine Anweisung für einen steileren Sinkflug geben, was die (korrekte) Information vom Funkhöhenmesser normalerweise verhindert.
Daß die Fehlfunktion eines(!) Funkhöhenmessers im falschen Moment zur Auslösung eines schweren Flugunfalls ausreicht, hat der Absturz der Türkisch Airlines 737 am 25. Februar 2009 beim Anflug auf Amsterdam gezeigt.
Mit meiner pessimistischen Einschätzung scheine ich nicht allein zu sein.
Ein auf dem Portal DefenseNews veröffentlichter Artikel spricht von "aviation crash risk".
Der RTCA-Bericht formuliert es diplomatischer, aber nicht weniger eindeutig:
- "major risk" (großes Risiko)
- "widespread risk" (weitreichendes Risiko)
- "potential for broad impacts to aviation operations, including the possibility of catastrophic failures leading to multiple fatalities"
(Potential für weitreichende Auswirkungen auf den Flugbetrieb, einschließlich der Möglichkeit katastrophaler Ausfälle, die zu mehreren Todesfällen führen).
Dieses Radio Altimeter Thema wird bestimmt noch sehr interessant.
EGPWS - Enhanced Ground Proximity Warning System
RTCA - Radio Technical Commission for Aeronautics
TCAS - Traffic Alert and Collision Avoidance System
Beim Lesen haben mir die Haare zu Berge gestanden.
Es geht nicht um irgendwelche Mobilfunkstörungen, sondern um 5G. In den USA wurde im letzten Jahr ein weiteres Frequenzband für die Betreiber von 5G-Mikrowellen-Funknetzen freigegeben. Weitere Länder können jederzeit nachziehen.
Der RTCA-Bericht zeigt auf, daß bei Versuchen mit neun verschiedenen Modellen von Funkhöhenmessern deren Funktion durch 5G-Bodenstationen und 5G-Mobilgeräte gestört werden kann, da die Toleranzen gegenüber Störstrahlungen weit überschritten werden.
Zur Erinnerung: 5G arbeitet mit gepulster(!) Mikrowellenstrahlung, die gebündelt(!) über Richtantennen ausgesendet wird.
Die Forscher weisen darauf hin, daß der sichere Flugbetrieb der zivilen und militärischen Luftfahrt, einschließlich Helicopter-Betrieb, damit in Zukunft in Frage steht. Dem kann man nur zustimmen. Das ist Dynamit.
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung sind automatische Landungen sowie CAT II und III Schlechtwetteranflüge nicht mehr durchführbar, weil das Risiko nicht mehr vertretbar ist.
Selbst mehrfache Redundanz löst das Problem nicht. Eine 747 verfügt über drei Funkhöhenmesser. Doch was nützt das, wenn alle drei den gleichen fehlerhaften Wert anzeigen oder gleichzeitig ausfallen?
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung ist auch kein Verlaß mehr auf das EGPWS. Entweder fällt es ganz aus oder seine Warnungen sind falsch. Das System könnte dann vor einer nicht stattfindenden Bodenannäherung warnen ("Glasberg"), zu spät warnen, oder gar nicht.
Ohne verläßliche Funkhöhenmessung ist in bestimmten Situationen auch kein Verlaß mehr auf das Kollisionswarnsystem TCAS. So könnt es bei einem erkannten Konflikt im niedrigen Endanflug den Piloten eine Anweisung für einen steileren Sinkflug geben, was die (korrekte) Information vom Funkhöhenmesser normalerweise verhindert.
Daß die Fehlfunktion eines(!) Funkhöhenmessers im falschen Moment zur Auslösung eines schweren Flugunfalls ausreicht, hat der Absturz der Türkisch Airlines 737 am 25. Februar 2009 beim Anflug auf Amsterdam gezeigt.
Mit meiner pessimistischen Einschätzung scheine ich nicht allein zu sein.
Ein auf dem Portal DefenseNews veröffentlichter Artikel spricht von "aviation crash risk".
Der RTCA-Bericht formuliert es diplomatischer, aber nicht weniger eindeutig:
- "major risk" (großes Risiko)
- "widespread risk" (weitreichendes Risiko)
- "potential for broad impacts to aviation operations, including the possibility of catastrophic failures leading to multiple fatalities"
(Potential für weitreichende Auswirkungen auf den Flugbetrieb, einschließlich der Möglichkeit katastrophaler Ausfälle, die zu mehreren Todesfällen führen).
Dieses Radio Altimeter Thema wird bestimmt noch sehr interessant.
EGPWS - Enhanced Ground Proximity Warning System
RTCA - Radio Technical Commission for Aeronautics
TCAS - Traffic Alert and Collision Avoidance System